Theater Plauen-Zwickau: Vor dem Zusammenbruch?
Für das Theater Plauen-Zwickau sind existenzgefährdende Kürzungen geplant. Unser Mitglied Nathalie Senf (ehemalige Obfrau des Theaters und in Zwickau wohnhaft) hat zur aktuellen Lage einen Bericht verfasst:
Lange war es still in Plauen und Zwickau. Obwohl ein Dialog in Sachen Theater dringend notwendig war und von Seiten des Aufsichtsrates, der Theaterleitung, des Betriebsrates und des Aktionsbündnisses Pro Vogtlandtheater mehrfach erbeten wurde. Die Politiker der beiden Städte Plauen und Zwickau hielten still.
Was es so Dringendes zu besprechen gibt?
Im Juli 2015 laufen aus:
- der Grundlagenvertrag, der regelt, mit welchen Geldern das Theater ausgestattet wird, und
- der Haustarifvertrag, der in immer neuen Fassungen seit zehn Jahren immer mehr Gagenverzicht aller am Theater Beschäftigten verlangt.
Damit ist alles offen. Offen, wieviel Geld fließen soll, wie es verwendet werden soll, ob die Belegschaft und Künstler weiter hier arbeiten dürfen oder nicht, sogar die Struktur des Hauses.
Plauen wollte den Vogtlandkreis als zusätzlichen Gesellschafter gewinnen, um den eigenen Anteil des Zuschusses reduzieren zu können. Zwickau wartete ab.
Nun gab es einen großen Knall: die Beschlussvorlage für den neuen Grundlagenvertrag wurde am 04.12.2014 im Stadtportal der Stadt Zwickau (www.zwickau.de -> Bürger & Politik -> Stadtratssitzungen -> Ratsinformationssystem -> 18.12.2014 -> Punkt 6.8) veröffentlicht. Der Betreff liest sich noch ganz harmlos. Von der Sicherung der Theater Plauen-Zwickau gGmbH ist dort die Rede. Liest man weiter, fragt man sich, was mit „Sicherung“ gemeint ist. Das Übrigbleiben eines Skelettes scheint demnach auszureichen.
In der Begründung zur Beschlussvorlage wird die Situation erläutert. Unter anderem wird der gescheiterte Versuch, den Vogtlandkreis als zusätzlichen Gesellschafter zu gewinnen, erwähnt und dass Plauen seinen Zuschuss zurückfahren müsse. Doch besonders ein Satz lässt aufhorchen. In dem heißt es, die Gesellschafter sähen lediglich die Möglichkeit einer nachhaltigen Zuschussbegrenzung durch eine umfassende Restrukturierung des Theaterbetriebes. Was im Klartext heißt: Plauen und Zwickau wollen den Etat des Theaters reduzieren, was nur geht, wenn Sparten abgebaut werden.
Im Weiteren werden tabellarisch für die Jahre 2015 bis 2018 der Zuschuss der Gesellschafter (ca. 9 Mio €, 9,1 Mio €, 8,2 Mio €, 5 Mio €) sowie die Mittel des Kulturraumes aufgeführt, die immer in der gleichen Höhe angegeben werden. Was irreführend ist, denn die Höhe der Kulturraummittel ist an die Zuwendung der Gesellschafter gekoppelt. Es ist also gar nicht damit zu rechnen, dass diese gleich bleiben. Vielmehr sehr wahrscheinlich, dass sie ebenfalls sinken werden. Somit wird der Gesamtetat für 2018 mit geschönten 12,5 Mio € angegeben, sich aber wahrscheinlich unter 10 Mio € befinden. Gegenüber dem Etat von 2015 würden dem Theater also ab 2018 bis zu 6,5 Mio € weniger zur Verfügung stehen, das entspricht einer Kürzung von fast 40 Prozent.
Wohlgemerkt: Es geht in dieser Beschlussvorlage lediglich um die Finanzierung des Hauses, nicht um seine Struktur! Welche Stellen wie abgebaut werden sollen, ist also noch völlig unklar.
So wird in der Begründung ausgeführt, dass der resultierende Personalabbau mit erheblichen Abfindungsaufwendungen einhergehe, die noch nicht genauer beziffert werden könnten. Wie auch, wenn man nicht weiß, wem man eine Abfindung zahlen soll. Man rechnet trotzdem mal mit 24,5 Mio. € zusätzlicher Kosten. Außerdem seien die erforderlichen Einschnitte in der Personalausstattung nur im Rahmen von Spartenschließungen umsetzbar. So müssten die Sparten Musiktheater und Ballett abgebaut und zusätzlich Mitarbeiter der Dramaturgie, Technik und Verwaltung entlassen werden. Die Sparten Schauspiel und Puppentheater würden erhalten bleiben. Puppentheater und Ballett könnten auch getauscht werden.
Schließlich heißt es noch lapidar, ob Spartenschließungen durch Fremdbespielung kompensiert werden können, hänge von der derzeit nicht zu erfassenden Höhe des Kulturraumzuschusses ab. Damit wird nicht nur der „schwarze Peter“ hin und her geschoben. Es wird auch deutlich, dass hier nichts zu Ende gedacht ist und ins Blaue hinein gekürzt werden soll, ohne strukturelle Perspektive für die Zukunft. Obwohl es genug Vorlaufzeit für die Entwicklung eines neuen Grundlagenvertrages gab, wirkt die Beschlussvorlage wie mit der heißen Nadel gestrickt.
Wird dieser Beschlussvorlage zugestimmt, wird es ganz bestimmt ab 2018 noch stiller in Zwickau und Plauen. Denn vorher gab es wenigstens noch Musik…
Doch jetzt ist es nicht mehr still in Zwickau und Plauen. Die Mitarbeiter des Theaters machen mobil und setzen alle ihre Kreativität ein, um die Stadträte davon zu überzeugen, dass ein dermaßen beschnittenes Theater zu wenig ist für die Robert-Schumann-Stadt Zwickau und das Oberzentrum Plauen. Obwohl der Plauener Stadtrat erst im Februar über den Grundlagenvertrag verhandeln soll, ist er in Zwickau schon am 18. Dezember auf der Tagesordnung. Dadurch ist nun Eile geboten. Dem Theater kann nur eine Änderung der Beschlussvorlage helfen, und dafür braucht es zunächst einmal Zeit. Zeit, in der die Gesellschafter die Konsequenzen der derzeit vorliegenden Beschlussvorlage durchdenken und sich klar darüber werden können, welches Theater sie wollen.
Auf openpetition.de sind zwei Petitionen geschaltet. Aus technischen Gründen musste für die Plauener und die Zwickauer Stadtverwaltung je eine gesonderte Petition gestartet werden. Es wird gebeten, beide zu unterschrieben. Bitte helfen Sie dem Theater Plauen Zwickau. Die Petitionen finden sie im Internet mit den Stichworten „Petition Theater Plauen“ und „Petition Theater Zwickau“.
Außerdem hat das Theater eine Pressemitteilung veröffentlicht. Hier der Wortlaut:
Die beiden Oberbürgermeister der Städte Plauen und Zwickau beabsichtigen ab 2018 ihre Zuschüsse für das Theater Plauen-Zwickau um dann 5 Millionen Euro abzusenken und einschneidende Strukturveränderungen vorzunehmen.
In einer Beschlussvorlage, die am 18.12. in den Zwickauer Stadtrat eingehen soll, wird bereits angekündigt, dass bis 2018 Musiktheater, Chor, Orchester und große Teile der künstlerischen Leitung, Technik und Verwaltung abgebaut werden und ab dann nur noch die Sparten Schauspiel und Puppentheater, bzw. alternativ Ballett bestehen bleiben sollen.
Seit der Theaterfusion im Jahr 2000 ist die aus zwei Ensembles zusammengewachsene Theatergesellschaft inzwischen auf die Stärke der Belegschaft eines einzelnen ehemaligen Hauses geschrumpft und macht trotzdem mit künstlerisch bedeutsamen Inszenierungen regional und überregional auf sich aufmerksam. Die Mitarbeiter verzichten seit Jahren auf Lohn, Gehalt und Gage, aktuell auf ca. 13 %, um das Theater in seiner Vielfalt zu erhalten.
Unklar ist, wie die notwendigen Abfindungszahlungen im zweistelligen Millionenbereich finanziert werden sollen.
In einer Mitgliederversammlung am 05.12.2014 wurde von den Beschäftigten der Umgang mit ihnen und die Kurzsichtigkeit der Gesellschafter kritisiert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brachten ihre Empörung und ihr Unverständnis über die immensen Sparvorschläge zum Ausdruck.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters planen vielfältige Aktionen, um die Zukunft der Gesellschaft zu sichern.
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