Lisa Jopt

Theater Plauen-Zwickau: Fauler Kompromiss als Erfolg gefeiert

Nathalie-SenfDie Stadträte in Plauen und Zwickau klopfen sich auf die Schultern. Sie haben den Grundlagenvertrag für das Theater Plauen Zwickau verlängert. Und sie haben es geschafft, Personalabbau als Erfolg zu verkaufen.

Noch im Dezember drohte dem Theater Plauen-Zwickau eine deutliche Verkleinerung. Die Gesellschafter wollten den Etat des Theaters auf 12,5 Mio € kürzen. Sofort liefen Bürgerinnen und Bürger beider Städte Sturm, denn eine derart starke Reduzierung der finanziellen Mittel hätte das Aus gleich mehrerer Sparten des Hauses bedeutet. Nun schrumpft der Etat nur auf 15 Mio €. Doch auch das bedeutet einen deutlichen Eingriff in die Struktur des Hauses. Zwar sollen angeblich alle vier Sparten selbstproduzierend erhalten werden, doch ohne Personalabbau – oder wie es heutzutage heißt: notwendige Strukturanpassungen – wird die Begrenzung des Etats nicht einzuhalten sein.

Liest man die Vorlagen für beide Stadträte, erkennt man schnell, wohin die Zuschusskürzung führen wird. In der Verwaltungsvorlage für den Plauener Stadtrat (Sitzung vom 03.02.2015) wird ganz offen vom Ziel, „den Gesellschafterzuschuss der Stadt Plauen ab 2018 [auf] einen Betrag von 2 Mio. EUR pro Geschäftsjahr zu reduzieren“, gesprochen. Freilich wird jetzt weniger stark reduziert, da dieses Ziel „ohne gravierende Einschnitte für das Theater nicht umsetzbar“ sei (siehe 1. Änderungsblatt). Doch dass auch mit dieser Lösung die Arbeitsplätze am Theater Plauen-Zwickau keineswegs gesichert sind, wird verschwiegen.
In Zwickau sieht das anders aus. Die Beschlussvorlage für den Stadtrat (Sitzung am 05.02.2015) nennt nicht so offen das Ziel, aber benennt die Konsequenzen: „Die notwendigen Strukturanpassungen werden auch mit Personalabbau verbunden sein. Der Geschäftsführer rechnet mit Abfindungsaufwendungen von ca. 10,5 Mio. EUR.“ (siehe Beschlussvorlage).

Beide Stadträte haben beschlossen, dass die Oberbürgermeister sich um eine finanzielle Beteiligung der Landkreise bemühen sollen. Wenn dies gelingt, soll damit aber nicht etwa der Etat des Theaters erhöht, sondern die Städte Plauen und Zwickau entlastet werden.
In Zwickau wurde zudem der Beschluss gefasst, den Geschäftsführer damit zu beauftragen, ein Konzept zu erarbeiten, das die finanziellen Vorgaben berücksichtigt. Dafür hat er bis Juni 2015 Zeit (siehe Beschlussniederschrift).
In Plauen wurde beschlossen, eine Spitzenrunde einzuberufen, die eine Perspektivstrategie erarbeiten soll, während der gleichlautende Antrag in Zwickau abgelehnt wurde. Diese Spitzenrunde soll sich zwar erst nach Vorlage des Strukturkonzeptes durch den Geschäftsführer bilden, aber schon im Juli 2015 eine Strategie vorstellen (siehe 2. Änderungs- und Ergänzungsblatt).

Wer die Stadtratssitzungen verfolgt hat, wundert sich, dass es vor allem um das Thema Geld ging. Kultur, Bildung, Erhalt von Arbeitsplätzen: das alles waren Themen, die nur am Rande auftauchten. Kein Wort zu Zielvorgaben, was die Struktur des Hauses betrifft. Keine Beschlüsse dazu, alle vier Sparten zu erhalten.
Trotzdem bewertet Herr Heinzig, Mitglied im Aufsichtsrat des Theaters Plauen-Zwickau und Mitglied des Stadtrates in Zwickau, den neuen Grundlagenvertrag als Erfolg. Was unverständlich ist, wenn das einzig Positive die Laufzeit von 5 Jahren ist. Die gibt tatsächlich Planungssicherheit. Doch wie stabil diese vor dem Hintergrund der Preissteigerungen und Tariferhöhungen wirklich ist, bleibt abzuwarten.

Das Einzige, was wirklich sicher ist, ist der bevorstehende Personalabbau. Was für ein Erfolg!

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