Lisa Jopt

Operndörfer und Internetopern oder: Was ist ein Kultur-Ufo?

Ludwig BarnayManchmal will man die Misere einfach nicht mehr sehen und hören. Von Premierenkritiken im Feuilleton mal abgesehen, folgen große Neuigkeiten über die Theaterwelt aktuell allzuoft der Versuchsanordnung Finanz- oder Wirtschaftskrise = kommunale Finanznot = Kulturfinanznot = Theaternot. Um eine Verschnaufpause von diesem bedrohlichen Szenario zu bieten und mentale Aufbauarbeit zu leisten, wird heute von Projekten berichtet, die im Werden begriffen sind. Projekte, die in den Kinderschuhen stecken und neue Wege gehen.

Der Berliner Theater- und Filmregisseur Christoph Schlingensief startet an diesem Montag (8.2.10) sein seit längerem verfolgtes Projekt eines «Operndorfes» im afrikanischen Burkina Faso. Die Schlagworte der Medienberichte im Vorfeld bewegten sich von Traumtänzer über Kultur-Ufo bis zu Bezeichnungen als heilender Zauber. Auf dem Blog des Initiators SCHLINGENBLOG sind zahlreiche Medienberichte und eigene Beiträge online. Ebenso auf der Webseite zum Festspielhaus Afrika. Dort findet sich auch ein Aufruf, das Projekt als Mäzen zu unterstützen. Ein ausführliches Interview mit Christoph Schlingensief hat das Deutschlandradio Kultur in dem Beitrag „Zusammenführung von Leben und Kunst“ geführt. Man kann nur wünschen, dass das Operndorf erfolgreich startet und vielleicht in ein paar Jahren ein Leuchtturmprojekt für nachhaltige Kultur-/Entwicklungspolitik sein wird.

Eine ganz andere Innovation bietet die Kooperation des Musiktheaters im Revier mit 2010lab.tv und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 für „Das Henze-Projekt.
Neue Musik für eine Metropole“ und wird durch die Bürgerstiftung Gelsenkirchen und die Stadt Gelsenkirchen ermöglicht. Die Internetoper „Die Affäre Manon“ ist mit den ersten drei Episoden online. Die Bühne, auf der die Internetoper entsteht, ist die virtuelle Welt der Web-Community. Bei der Internetoper ist jeder Regisseur, Darsteller, Bühnenbildner, Filmkünstler und kann die Szenen der Liebesgeschichte zwischen der jungen, luxusliebenden Manon Lescaut und dem armen Studenten Armand Des Grieux nach eigenen Vorstellungen und mit eigenen Bildern auf die virtuelle Bühne bringen. So jedenfalls die Idee der Initiatoren. Wir wünschen allen internetaffinen Opernfans viel Spaß und dem Projekt ein interessantes Endergebnis.

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