Demonstrations – Kultur 2011
In Italien, England, Griechenland und Holland fallen große Teile der Kultur- und Bildungsetats den Sparorgien in der Schuldenkrise zum Opfer. Griechenlands Ausgaben für Kultur sind inzwischen geringer als die des Landes Berlin. Häufig fallen die Kürzungen sogar überproportional stark im Vergleich zu anderen Bereichen aus. In der Frankfurter Rundschau geben verschiedene Korrespondenten in dem Artikel „Kein Geld mehr für das linke Hobby“ einen Überblick über die Lage der Kultur in Italien, Frankreich, England, Griechenland und Holland. In der FAZ schreibt Gina Thomas über „Grausame Zeiten“ in England. Auf nachtkritik.de berichtete Simon van den Berg über „Subventionskürzungen im niederländischen Kunstbereich“, die vor allem die kleinen Kultureinrichtungen und die freie Szene trifft.
Und überall wird im günstigsten Fall demonstriert. Oft sind die protestierenden Kulturschaffenden Teil eines gesamtgesellschaftlichen Aufruhrs. Und da, wo die gesellschaftlichen Verwerfungen besonders groß sind, marodieren abgehängte Jugendliche auf den Straßen.
Der Protest der Kulturschaffenden bleibt dagegen meist friedlich und häufig kreativ. In Italien besetzen KünstlerInnen das Teatro Valle und arbeiten an einer „ethischen Anleitung“ (nachzulesen hier + hier auf nachtkritik.de). In England haben acht Künstlergewerkschaften (darunter unsere Partnergewerkschaft Equity) die Website Lost Arts installiert, um zu dokumentieren, was der britischen Nation durch die Kürzungen der Kulturausgaben verloren geht – sowohl an Projekten, Organisationen und Veranstaltungen als auch an Einnahmen. In Holland haben Kollegen der FNV KIEM ein Protestvideo gedreht (das GDBA-Blog berichtete hier).
Gegenüber diesen Flächenbränden erscheint die Lage in Deutschland paradiesisch. Aber Wuppertal, Halle, Hamburg und Bonn waren oder sind erste Brandherde unserer föderal geprägten Kulturlandschaft, in der für die Theater eine Erhöhung der Bundeskulturmittel relativ irrelevant ist.
Es erscheint deshalb angebracht, einen kleinen Leitfaden zu möglichen Protestaktionen der Theaterschaffenden in zukünftigen Brandherden zu erstellen. Berufliche Weiterbildung wird schließlich immer wichtiger und Protestkompetenz könnte einmal Teil des Berufsbildes sein.
DAS PUBLIKUM:
Man aktiviere das Publikum. Unterschriftenlisten vor Ort und online sollten zum Standardrepertoire gehören. Gerne ergänzt durch Publikumspartizipation und mediale Unterstützung prominenter Zeitgenossen. Die Landesbühne Niedersachsen Nord hat es hier + hier vorgemacht.
DAS INTERNET:
Man gestalte eine Protestseite, wie es in Bonn die Theatervereine zur Unterstützung für das Theater Bonn mit Jetzt ist Schluss! gemacht haben. Gerne ergänzt durch eine entsprechende Facebook-Seite. Und wenn es zu Demonstrationen kommt, dann bitte filmen und bei YouTube hochladen. Das erleichtert die Berichterstattung ungemein, wie man wiederum am Beispiel Bonn hier im GDBA-Blog sieht. Die AktivistInnen des Thalia Theaters in Halle haben hier vorgemacht, wie man die Plattform openPetition erfolgreich für seinen Protest nutzen kann. Online-Petitionen sollen dort auf allen politischen Ebenen aber auch gegenüber der Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsame Bürgerinteressen vertreten. Die Petitionsaufrufe können mitsamt Zeichnungsmöglichkeit leicht in Internetseiten von Nutzern eingebettet werden, die den Protest unterstützen wollen.
DER FLASHMOB:
Man nutze die kreativen Möglichkeiten eines Flashmobs. Gerade dieses Medium kommt theatralen Mitteln entgegen.
Das Staatsballett Berlin hat dies schon zu Werbezwecken getan:
In Hamburg hat Studio Braun die Proteste des Deutschen Schauspielhauses in 2010 mit Flashmobs unterstützt (das GDBA-Blog berichtete hier):
Und die Zeitschrift tanz empfiehlt als Trainingsvideo einen Massenflashmob als Überraschung des Publikums für die amerikanische TV-Moderatorin Oprah Winfrey:
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